Schwedentest (Mentalbeschreibung)

Reise nach Schweden zur
Mentalbeschreibung beim Schwedischen Gebrauchshundeclub

Schwedische Colliezüchter luden Christine Erdmann und mich ein, mit unseren Junghunden an einer Hundeveranstaltung des Schwedischen Gebrauchshundeclubs- der Mentalbeschreibung- aktiv teilzunehmen.
Dann stand der 14.August 2010 als Veranstaltungstermin auf dem Hundesportplatz in Falkenberg(Südschweden) an der Ostsee fest.
Ich habe in Vorbereitung unserer Reisen gute Erfahrungen gemacht, dass man sich über die Stadtinformationen per Mail oder Post sehr brauchbare Informationen einholen kann.
Wir buchten die Fähre ab Rostock und zwei Hütten am Rande der Stadt Falkenberg nur wenige 100 Meter vom Hundeplatz entfernt. Die notwendigen Tollwuttiterbestimmungen für die eineinhalbjährigen Hunde hatten wir rechtzeitig durchgeführt. Spätestens 10 Tage vor der Abreise nach Schweden muss ein Tierarzt bestätigen, dass der Hund eine Wurmkur und eine Zeckenbehandlung erhalten hat. Ein guter Zeckenschutz ist in Schweden sehr notwendig.
Wir hatten ein paar Urlaubstage eingeplant und wollten die nähere Umgebung (Natur, Ostseestrand und zwei Städte) kennenlernen.
Gemeinsam mit meiner Tochter Jenny, Christine Erdmann, Stefan Erdmann und Stefanie Bonk und den jungen Hunden gingen wir am 12.8.2010 auf die Reise.
Einen Tag vor der Veranstaltung erkundeten wir das Gelände des Hundesportplatzes. Das Gelände war beeindruckend groß, ein Agilityplatz, ein Schutzhundeplatz, ein großes Vereinshaus mit Küche, Terrasse und 3 große Räume. Die Veranstaltung der Mentalbeschreibung sollte im benachbarten Wald stattfinden, den wir mit den Hunden abwanderten.
Ich informierte mich vorher bei deutschen Hundebesitzern, die diese Mentalbeschreibung mit ihren Hunden miterlebten. Videofilme, Fotos und Erfahrungserlebnisse halfen mir eine Vorstellung zu bekommen, was mich mit meinen jungen Hunden erwartet.

Die Mentalbeschreibung

Die Mentalbeschreibung ist für alle Hunderassen gleich.
Sie besteht aus einer Reihenfolge künstlich erzeugter Situationen. Ein für Mentalbeschreibungen geschulter Richter schätzt das Verhalten der Hunde in den einzelnen Situationen ein und kreuzt im Multiple-Choice-Bewertungsbogen an. Ein Exemplar erhalten der Hundebesitzer, der Züchter des Hundes und eine Durchschrift bleibt beim schwedischen Kennel Club SKK. Es gibt kein Bestehen oder Durchfallen. Ehe die Belastung traumatisch wird, kann der Richter abbrechen, aber auch der Besitzer kann mit Begründung den Hund zurückziehen. Unter bestimmten Voraussetzungen kann der Hund noch einmal vorgeführt werden. In Schweden muss ein Collie für die Zuchtzulassung diese Mentalbeschreibung ordnungsgemäß durchlaufen haben. Ein „abgebrochener „Hund darf allerdings im Hundesport aktiv sein. Diese Zuchtvoraussetzung braucht ein Collie, weil er in Schweden zu den Gebrauchshunden zählt. Die Auswertung der Mentalbeschreibung ist auf der SKK-Website einsehbar. Jeder Züchter hat somit die Möglichkeit, selbst die Entscheidung bei der Wurfplanung im Hinblick auf bestimmte Verhaltensweisen zu treffen. Natürlich werden die erwünschten Merkmale je nach Rasse unterschiedlich sein.

Am Samstag, den 14.8.2010 wurden wir auf dem Hundeplatz von zwei schwedischen Colliezüchtern freundlich begrüßt. Eine Hundesportlerin vom Hundeplatz dolmetschte für uns im fließenden Deutsch. Später erzählte sie uns, dass sie vor vielen Jahren von Deutschland nach Schweden ausgewandert war.
Nur für unsere jungen Hunde aus Deutschland stand an diesem Tag die Mentalbeschreibung auf dem Programm. Ich war erstaunt, wie viele Helfer für den reibungslosen Ablauf notwendig waren. Alle wünschten uns guten Erfolg.
Frau Erdmann und Stefanie absolvierten gemeinsam mit „Varec von der Prignitzer Flur“ als erste die Stationen. Jenny, ich wanderten mit weiteren Zuschauern von Station zu Station mit. Ich beobachtete sehr angespannt die Situationen, die der junge Rüde gut bewältigte. Mir wurde das System der Mentalbeschreibung klarer. Jenny und ich starteten entspannter mit Erik und Elsa.

Varec Von der Prignitzer Flur
Foto Erik und Elsa vom Postberg

Beschreibung der Situationen, wie ich an den Stationen erlebte:

1. Station: Eine Gruppe von Helfern steht zusammen. Der angeleinte Hund wird vom Hundeführer durch die Gruppe geführt. Der Prüfungsleiter nimmt dann den angeleinten Hund ca. 25-30m Meter mit, kommt zurück und animiert mit einem verknoteten Stofflappen den Hund zum Spielen. Der Stofflappen wird zwischen Hundeführer und Prüfungsleiter geworfen. Der Richter beobachtet und trägt seine Beobachtungen mit einem Kreuz in den standardisierten Bogen ein (bei allen Stationen).

2. Station: Ein Stofflappen aus Webpelz war an ein Seil geknüpft. Das Seil lag im Zickzack an den Enden über Rollen. Der angeleinte Hund sieht in einiger Entfernung, dass der Stofflappen wie ein fliehendes Beutetier im Busch verschwindet. Der Hundeführer bekommt vom Prüfungsleiter genaue Anweisungen. Der Hund wird abgeleint und der Hundeführer animiert den Hund mit einem Schritt nach vorn, dass er die Situation jetzt untersuchen kann. Läuft der Hund nicht los, geht der Hundeführer mit dem Hund los und ermuntert ihn.
Die Situation wird wiederholt.
Eine Gruppe von ca.10 Personen (verhalten sich diszipliniert ruhig), der Prüfungsleiter und der Richter befinden sich in einigen Metern Entfernung und gehen von Station zur nächsten Station mit.

3. Station: Der Prüfungsleiter gibt genaue Anweisungen (bei allen andere Stationen auch).
Der Hundeführer stellt sich mit seinem angeleinten Hund 3 Minuten ganz ruhig in den Wald und achtet nicht auf seinen Hund. Der Prüfungsleiter beobachtet den Hund.

4. Station: Der Hundeführer steht mit seinem angeleinten Hund auf einer Lichtung und hält den Hund im Halsband. Aus dem Wald kommt in 50 Meter Entfernung eine sehr ungewöhnlich verkleidete Person erst hüpfend, dann rufend, dann mit eine Spielzeug animierend und verschwindet wieder auf der anderen Seite im Wald. Der Hundeführer leint den Hund los und geht ein Schritt nach vorn. Das Verhalten des Hundes wird beobachtet. Der Hundeführer geht auf die am Waldrand stehende Person zu. Der Hund nimmt animiert vom Hundeführer Kontakt(freundliches Ansprechen, Streicheln) zur Person auf. Die Person fordert den Hund zum Spielen mit einem verknoteten Stofflappen auf. Der Richter beobachtet, wie selbständig, kontaktfreudig der Hund ist und ob der Hund mitspielt.

5. Station: Auf einem Waldweg wurde zwischen zwei Bäumen ein dunkler Arbeitsanzug so aufgehängt, dass dieser vom Boden aus über ein längeres Seil hochgezogen werden kann. Der Hundeführer geht mit seinem angeleinten Hund auf die Bäume zu und einige Meter vor dem Erreichen wird der Arbeitsanzug hochgezogen. Der Hundeführer und der Hund erschrecken sich. Der Hund hat die Möglichkeit eine Leinenlänge weg zu springen. Erschrecken ist „erlaubt“. Der Hund wird abgeleint und der Richter beobachtet das Verhalten des Hundes. Der Hundeführer wird aufgefordert schrittweise auf den hochgezogenen Anzug zu zugehen, am Anzug angekommen sich hinzuhocken und den Hund freundlich lockend zu sich zurufen. Der Hund wird gelobt, wenn er kommt und schnuppert. Danach geht der Hundeführer mit dem angeleinten Hund ganz locker zweimal am hochgezogenen Anzug vorbei. Der Richter beobachtet, wie war der Hund nach der Schrecksekunde (bedrohliche Bewegung ) motivierbar, sich mit der Situation auseinanderzusetzen und wieweit hat sich der Hund von der Situation erholt.

6. Station: 100 Meter weiter auf dem Waldweg werden einige Meter vom dem Hundeführer und dem angeleinten Hund am Wegrand plötzlich Blechdosen über gewelltes Metallblech gezogen. Erschrecken ist „erlaubt“. Der Hund wird abgeleint und der Richter beobachtet das Verhalten des Hundes. Der Hundeführer wird aufgefordert schrittweise auf das Metallblech zu zugehen. Sich davor hinzuhocken, den Hund motivierend zu rufen und zu loben, wenn er kommt und schnuppert. Danach geht der Hundeführer und dem angeleinte Hund zweimal ganz locker am Metallblech vorbei. Der Richter beobachtet, wie war der Hund nach der Schrecksekunde(Geräusch) motivierbar, sich mit der Situation auseinanderzusetzen und wieweit hat sich der Hund von der Situation erholt.

7. Station: Mitten im Wald steht der Hundeführer mit seinem angeleinten Hund ganz ruhig und beachtet den Hund nicht. Aus verschiedenen Richtungen kommen abwechselt schrittweise zwei weiß verkleidete Personen mit Gespenstermasken. Der Hund beobachtet die bis auf wenige Meter herankommenden Personen und reagiert. Die Situation wir aufgelöst, in dem der Hundeführer erst auf eine Person zugeht, stehen bleibt, die Maske entfernt, den Hund motivierend ruft und lobt, wenn er schnuppert und Kontakt zur Person aufnimmt(freundliches Ansprechen und streicheln) und dann auch in gleicher Vorgehensweise bei der zweiten Person. Der Richter beobachtete den Hund wie er sich beim Herankommen der verkleideten Personen verhielt, wie selbständig und kontaktfreudig der Hund reagierte.

8. Station: Der Hundeführer und der Prüfungsleiter spielen mit dem Hund mit dem geknoteten Stofflappen auf dem Waldweg. In 30 Meter Entfernung werden im Gebüsch zwei Schüsse abgeben. Wenig später steht der Hundeführer mit seinem Hund auf dem Weg und wieder wird zweimal geschossen. Danach wird der Hundeführer aufgefordert mit seinem Hund zu spielen (Fangespiel, spielt mit dem Lappen). Der Richter beobachtet den Hund, wie er sich nach dem Schießen verhielt und weiter mit dem Hundeführer spielte.

Die Vorgehensweise, das Verhalten des Hundeführers, der Zuschauergruppe usw. ist ausgeklügelt abgestimmt. Ein Hund darf sich erschrecken, es kommt darauf an, wie belastbar er ist, wie er mit dem Stress umgeht und wie schnell er ihn abbaut.

Geschafft

Zum Abschluss der Mentalbeschreibung erläuterte der Richter ausführlich seine Beobachtungen mit Übersetzung ins Deutsche.
Erik und Elsa hatten den Parcours ordnungsgemäß durchlaufen und waren schussfest. Das war ein schönes Gefühl der Freude.
Der Prüfungsleiter übersetzte für uns schriftlich den standardisierten Auswertungsbogen, so dass wir die Beobachtungsergebnisse für unsere Hunde nachvollziehen konnten.
Am Abend wurden wir zum Grillen bei schwedischen Colliefreunden eingeladen. Es regnete und regnete und der Grill musste überlistet werden. Schließlich saßen wir „open end“ in angeregten Gesprächen. Wir fühlten uns richtig wohl.

 

Strandspaziergang mit Problemen

Wir freuten uns auf erholsame Strandspaziergänge mit unseren Hunden an der Ostsee. Schnell wurden wir von einer Wanderin wütend darauf hingewiesen, dass an diesem recht abgelegenen Strand am Stadtrand von Falkenberg von Mitte Mai bis Mitte September der Aufenthalt von Hunden am Strand verboten ist. Diese Person drohte uns, die Polizei anzurufen, wenn wir nicht sofort vom Strand verschwinden würden. Wir fragten nach einem Hundestrand und fanden dann auch 100 m Hundestrand in einer kleinen Bucht am anderen Ende der Stadt. Enttäuschend mussten wir feststellen, dass dieser Strandabschnitt von angeschwemmten verwesenden Algenrückständen unerträglich stank.
Die schwedischen Colliefreunde empfahlen uns dann einen sehr schönen Hundestrand und wir hatten mit unseren Hunden viel Spielspaß im seichten Wasser.

Foto Wasserspiele in der Ostsee